Geschichte des Katechumenats in Europa
Die neue Geschichte des Katechumenats in Europa hat im Jahr 1950 begonnen. Seit dieser Zeit waren es zumeist einzelne Personen, die den Katechumenat entdeckten und vorantrieben. In einigen Ländern (z.B. Frankreich und Belgien) standen religiöse Gemeinschaften hinter diesem Anliegen. Anderswo wurden durch Bischofskonferenzen oder bischöfliche Initiativen entscheidende Impulse gegeben (z.B. Italien, Spanien, Frankreich und Österreich). In Großbritannien ging der Katechumenat von einem anglikanischen Priester aus, der sich von Frankreich inspirieren ließ. So verlief die Entwicklung in den einzelnen Ländern, sogar in einzelnen Regionen, höchst unterschiedlich.
Auch die Organisation des Katechumenats ist von Beginn an sehr verschieden. In Frankreich gab es lange Zeit eine autonome, diözesane, regionale und nationale Organisation; weniger strukturiert ist der Katechumenat in Belgien und der Schweiz, wo sich einzelne Zentren (Brüssel bzw. Genf) herauskristallisiert haben. Anderswo ist der Katechumenat eng mit katechetischen (Großbritannien, Spanien), liturgischen (teilweise Belgien) oder pastoralen (Deutschland, Österreich) Einrichtungen verknüpft.
Die Geschichte des Katechumenats in Europa lässt sich an Hand der europäischen „Kongresse" gut ablesen. Seit 1971 gibt es alle zwei Jahre ein „Treffen" („EuroCat"), d.h. eine Art "Generalversammlung", bei der bis zu fünf Delegierte der Kirchen jedes Landes teilnehmen. Dabei hat Großbritannien sowohl eine katholische als auch eine anglikanische Delegation, ähnlich wie Schweden eine katholische und eine schwedisch-lutherische Delegation entsendet.
In den Jahren ohne große Versammlung findet ein „Bureau" statt, bei dem wenigstens ein Delegierter bzw. nationaler Vertreter jeder Kirche aus den verschiedenen Ländern teilnimmt.
Und so kam der Katechumenat (abgesehen von früheren Einzelfällen) nach Österreich: Anfang 1995 bat der frühere Schweizer Verantwortliche, Jean Bernard Dousse, seinen „Ordensbruder", den damaligen Weihbischof von Wien, Christoph Schönborn, ob man nicht jemand aus Österreich zu dem geplanten EuroCat in St. Moritz entsenden könnte. Mit dieser Anfrage wandte sich Bischof Schönborn an den Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstituts, Walter Krieger, der sich diesem Anliegen in Übereinstimmung mit dem Vorstand des Österreichischen Pastoralinstituts weiter annahm. Dies führte zu einer Suche nach Personen und Einrichtungen, die in den verschiedenen österreichischen Diözesen mit diesem Thema befasst oder dafür offen waren.
So konnte erstmals beim EuroCat in Berlin 1997 eine österreichische Delegation teilnehmen, woraufhin das Bureau 1998 in Wien stattfand.
In der Folge wurde im Österreichischen Pastoralinstitut ein „Leitfaden Erwachsenenkatechumenat" erstellt (2000), in allen Diözesen wurden im Lauf der Zeit offizielle „Kontaktpersonen" benannt, mit denen es seit 2001 ein jährliches Österreich-Treffen gibt. Das Österreichische Pastoralinstitut übernahm gleichzeitig die Aufgaben einer weiteren Koordination sowie einer internationalen Vertretung.
Wie es begann
Im Rahmen einer nationalen Konferenz in Peyruis (Frankreich) trafen sich 1967 einige Delegierte, die den Katechumenat in vier europäischen Ländern vertraten (Belgien, Frankreich, Schweiz und Portugal). Ohne offiziellen Auftrag beschlossen sie, ein europäisches Treffen zu initiieren. Es gab eine Reihe von Gründen, die sie darin bestärkte, gemeinsam über eine katechumenale Seelsorge nachzudenken: Der Einfluss der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils über Evangelisation und Katechumenat, die steigende Anzahl von Menschen in vielen Ländern, die als Erwachsene Christen werden wollten und die Herausforderung, Räume und Gemeinschaften zu gründen, die „Neue" in der Kirche willkommen heißen konnten. Diese Initiatoren fanden sich „auf gleicher Wellenlänge". Das erleichterte die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg und ließ eine herzliche, menschliche Verbundenheit entstehen, die wohl auch für die weitere Entwicklung bedeutsam sein sollte.
Dieses erste Treffen fand in Paris am 15. und 16. Februar 1968 statt. Fünf Delegierte aus Belgien, vier aus Frankreich, je zwei aus Spanien und Portugal und einer aus der Schweiz waren anwesend. Die Organisatoren dieses Treffens hatten kein besonderes Thema ausgesucht. Ausgehend von Berichten über die Situation des Katechumenats in den einzelnen Ländern diskutierten die Delegierten die aktuellen Rahmenbedingungen des Katechumenats und wie die Pastoral insgesamt katechumenale Elemente integrierte. Aus diesen Gesprächen ergaben sich einige gemeinsame und grundlegende Überlegungen.
Diese gemeinsamen Überlegungen waren:
- Eine „Umkehr" von Christen geschieht durch die Verkündigung des Evangeliums.
- Die katechumenale Dimension ist ein Zeichen des Heiligen Geistes und der missionarischen Tätigkeit der Kirchen.
- Die Sakramente der christlichen Initiation sind bevorzugte Zeichen der Begegnung der Gläubigen mit Gott.
- Der Glaube muss „mitten im Leben" der Menschen stehen.
Grundlegend hingegen geht es um die Beziehung des „Menschen von heute" mit Jesus Christus. Daraus ergeben sich entscheidende Fragen, die für die ganze Pastoral gelten:
- Wie kann man heute von Jesus sprechen?
- Welche Verbindungen gibt es zwischen dem Engagement in der Gesellschaft und der Begegnung mit Jesus Christus?
Daraus kristallisieren sich drei Perspektiven heraus, die bis heute sowohl für die Katechumenatstreffen als auch für die gesamte Pastoral bedeutsam sind:
- Jede Begegnung mit Jesus Christus ereignet sich in einer konkreten Situation, d.h. bei Männern und Frauen, die eine Geschichte haben und die in der Gesellschaft Verantwortung tragen oder Verpflichtungen haben; diesem Engagement gibt der Glaube Sinn und Zielorientierung.
- Die Bindungen zwischen christlichen Gemeinden und dem Katechumenat müssen verstärkt werden, damit die einen die katechumenale Dimension in ihre Pastoral integrieren und die anderen nicht abgesondert von den christlichen Gemeinden leben. (Für den Großteil der Katechumenen hatte die Kirche das Gesicht der Christen, mit denen sie zusammenkamen und freundschaftlich verbunden waren. Die übrige Kirche mit ihrer Organisation war für sie nicht anziehend; sie nahmen eher ihre Mängel wahr.)
- Die Bedeutung des angewandten Vokabulars ist zu präzisieren. Was versteht man unter „Glaubensinhalt", „existentieller Theologie", „katechumenaler Katechese", „katechumenaler Dimension"?
Nach dieser Begegnung beschlossen die Delegierten weitere Treffen, zunächst jedes Jahr (1969, 1970, 1971), später alle zwei Jahre, wobei im Jahr dazwischen das Treffen eines „Bureaus" stattfinden sollte (mit jeweils einer/einem Delegierten jedes Landes). Der/die Delegierte des veranstaltenden Landes sollte dann auch für die ausgewählten Themen und für die Organisation verantwortlich sein.
Die bisherigen Treffen im Überblick