
Krautwaschl: Als Kirche Hoffnung säen in polarisierter Welt
Einen eindringlichen Appell zur Dankbarkeit und zur Hoffnung hat der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl an die katholische Kirche in Österreich gerichtet. Bei der Abschlussmesse der dreitägigen Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell am Mittwochvormittag betonte er die vielfältigen Herausforderungen, vor denen Gesellschaft und Kirche stehen, hob aber zugleich das unermüdliche Wirken vieler Menschen im kirchlichen Umfeld hervor.
"Inmitten von Kriegen, Terror, Naturkatastrophen und auch der jüngsten Trauer in unserem Land säen wir als Kirche aus", sagte Krautwaschl in der steirischen Wallfahrtsbasilika. Viele Tausende Mitarbeitende und Millionen Getaufte versuchten auf ihre Weise, bewusst oder unbewusst, dem Evangelium Raum in den verschiedensten Kontexten des Lebens zu geben. "Dafür sage ich einfach ein steirisches 'Vergelt's Gott'", so der Bischof.
Das biblische Bild vom Säen und Ernten nahm Krautwaschl als Ausgangspunkt für die Predigt. Gott sei es, der Wachstum schenke - etwa im liebevollen Miteinander von Familien, im Engagement für Pflegebedürftige, in der Sorge um Prävention, Menschenwürde und gutem Umgang miteinander wie auch in den Berufungen zum geistlichen Leben. Besonders dankbar zeigte sich der Bischof auch für das Engagement in Bildungseinrichtungen, Pfarren, karitativen Organisationen und in der Nachbarschaftshilfe. "Oft wird im Alltag übersehen, wie viel Gutes täglich geleistet wird", so Krautwaschl.
Hoffnung statt Nützlichkeitsdenken
Zugleich warnte der Bischof vor einem "Nützlichkeitsdenken" in der Gesellschaft wie auch vor zunehmender Polarisierung, die auch für die Kirche eine Gefahr sei. "Es tut mir weh, wenn manche meinen, einander den rechten Glauben absprechen zu müssen und dies dann auch verbal oder durch Taten zum Ausdruck bringen", sagte Krautwaschl. Die Ausrichtung auf Christus solle verbindend wirken - "denn es ist nicht viel zu ernten, wenn kärglich gesät wird". Letzteres sei der Fall, wenn "nicht das Miteinander, sondern das Auseinander" im Blick sei, sei es in den "Blasen" der Sozialen Medien, in Angriffen auf Verantwortungsträger oder auch in Terror und kriegerischen Auseinandersetzungen.
Mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung rief Krautwaschl zu einem respektvollen Miteinander und zur Verantwortung für die Schöpfung und das "gemeinsame Haus" der Erde auch der künftigen Generationen auf. Dank gelte auch jenen, die sich politisch oder unternehmerisch für das Gemeinwohl einsetzen und konkrete Schritte der Nächstenliebe setzen.
Christen seien "Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung", nahm Krautwaschl Bezug auf das Motto des weltkirchlichen "Heiligen Jahres 2025". Auch angesichts persönlicher und kollektiver Unzulänglichkeiten gelte es, an einer gemeinsamen Zukunft zu bauen, getragen von der Verheißung der Nähe Gottes "alle Tage bis zum Ende der Welt". Nur mit diesem hoffnungsvollen Blick könne die Kirche ihre Sendung in der Welt erfüllen. "Hören wir nicht auf, Zukunft zu säen, so wie Gott sich das von uns wünscht. Damit wir und die nach uns eine gute Zukunft haben", so der Bischof.
Der Mariazeller Superior P. Michael Staberl konnte zum Festgottesdienst neben den Mitgliedern der Bischofskonferenz u.a. auch den St. Pöltner Altbischof Klaus Küng begrüßen. Auch der Abt von Stift St. Lambrecht, Benedikt Plank, und sein designierter Nachfolger Alfred Eichmann waren zum Gottesdienst gekommen. Das Superiorat von Mariazell gehört zum Stift St. Lambrecht. Mit den Bischöfen feierten auch zahlreiche Pilgerinnen und Pilger den Gottesdienst mit. Das Vokalensemble der Dommusik Klagenfurt unter Leitung von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller und der Klagenfurter Domorganisten Klaus Kuchling an der Orgel waren für die musikalische Gestaltung verantwortlich.
Quelle: kathpress