Jutta Henner
Wie ich Bibel lese?
Vor allem lese ich die Bibel leidenschaftlich gerne und regelmäßig und fast immer in der mir so sehr vertrauten Übersetzung der Lutherbibel.
Für mich gehört es seit vielen Jahren dazu, Tag für Tag dem ökumenischen Bibelleseplan zu folgen, der kursorisch in jeweils vier Jahren durch das gesamte Neue Testament und in acht Jahren durch alle Bücher des Alten Testaments führt. Manchmal nehme ich eine Auslegung dazu, nicht immer. So bleibe ich beim Bibellesen nicht nur bei eigenen „Lieblingsbüchern“ (bei mir sind es das Johannesevangelium und der Römerbrief). Auch erschließt diese kursorische Lektüre ganz wunderbar biblische Zusammenhänge, wie sie bei isolierten Lesungen z. B. im Gottesdienst nicht deutlich werden. Und ich weiß mich mit vielen anderen Bibelleserinnen und -lesern verbunden.
Bibel lesen heißt für mich auch, immer wieder die Psalmen zu beten, alle meine Erfahrungen in den uralten, von Generationen durchbeteten Worten bergen zu dürfen. Bibel lesen heißt für mich auch, einzelnen besonderen Bibelworten immer wieder nachzusinnen, Worten, die mich begleiten auf dem Weg oder mir einmal ganz persönlich zugesprochen worden sind. Und natürlich heißt Bibel lesen für mich tägliches Arbeiten mit biblischen Texten für Bibelarbeiten, für Vorträge oder Vorlesungen. Hier ist das Lesen begleitet von ergänzender Literatur.
Und doch: Das persönliche Lesen und das „berufliche“ Lesen befruchten sich gegenseitig.
Oft erlebe ich es, als wäre ein biblischer Text, ein biblisches Wort mir ganz persönlich in meine aktuelle Situation zugesagt – oft ermutigend, manchmal fragend, zuweilen auch herausfordernd. Immer jedenfalls wegweisend – hin auf den, der uns in den Worten der Bibel begegnen will!
Jutta Henner
Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft